Dorfnachrichten
Geschichte
44 Jahre Narrengruppe Bodensprenger, wir stellen uns vor: Am 5.1.1969 trafen sich die Altersturner des TV Duchtlingen im Umkleideraum der Turnhalle zu einer wichtigen Besprechung. Zur Debatte stand die bevorstehende Fasnachtszeit sowie die Anschaffung einer Symbolfigur, bezogen auf unser Dorf. Nach erregter Diskussion schälte sich eine mehrheitliche Gruppe von Befürwortern heraus, den hier im Ort früher angebauten Herdöfpel „Bodensprenger“ als Fasnachtsfigur zu wählen. Ewald Gabele, aus der Narrenstadt Aach im Hegau kommend und als aktiver Narr schon bei der Quellwasser-Zunft Aach tätig, hatte sich als Neubürger schon privat mit der Anschaffung einer Maske für das Dorf Duchtlingen beschäftigt. Seine guten Beziehungen zu einem Maskenschnitzer aus Eigeltingen waren die entscheidenden Impulse. Er fand die Zustimmung von 12 anwesenden Personen für das Vorhaben und der Eigenanteil pro Maske in Höhe von DM 100,-- wurde akzeptiert. Finanzielle Unterstützung der politischen Gemeinde sowie von Sparkassen, Banken und Unternehmen wurde der jungen Narrengruppe zuteil. Spenden von privaten Personen, Erlöse aus Veranstaltungen und Schrottsammlungen im Dorf ergaben eine gute finanzielle Grundlage. Schon an Fasnacht 1969 fand dann die erste öffentliche Vorstellung der von Schnitzer Florian Schlosser aus Eigeltingen entworfenen Maske statt. Der „Bodensprenger“, Sinnbild des örtlichen Herdöfpelanbaus, war geboren. Hinter seinem von Knollen geformten Gesicht verstecken sich die furchterregenden Wesen von Nachtfrau und Holibaus unserer Kindheit. Dies war gleichzeitig die Geburtsstunde der Narrengruppe, hervorgegangen aus der Altherrenriege des TV Duchtlingen. Seit bestehen der Gruppe hat die örtliche Fasnacht einen großen Aufschwung erlebt. Sämtliche Figuren der Narrengruppe sind dem Herdöpfelanbau entnommen. Sie verkörpern symbolisch verschiedene Wachstumsperioden von der Saat bis zur Ernte. Ein bleibender Bestandteil der Gruppe ist der originelle Bauer mit Pflug und Zugtier, eine Kuh, bestehend aus Häs und Maske. Dazu gehören die Herdöpfelwieber mit Kindern, genannte Stupfer. Nicht fehlen darf der säbelschwingende Narrenpolizist mit seiner klingenden Ortschelle. Auf die Narrenfahne ist der Bodensprenger gemalt, wie er mit seinem ernormen Wuchs den Ackerboden sprengt. Auch ein Maskentanz ist Bestandteil des Brauchtums, welcher das Wachstum der Härdöpfel in verschiedenen Bildern, untermalt von einer schmissigen Melodie, zum Ausdruck bringt. Bereits 1970 nahm die Narrengruppe an einem 1. Narrentreffen in Böhringen teil. Des weiteren hat sie sich in den folgenden Jahren durch Mitwirkung bei Umzügen innerhalb der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee bekannt gemacht. In den folgenden Jahren war die örtliche Fasnachtszeit vom Schmutzigä Dunschtig bis Zieschtig ausgefüllt mit Narrenbaumsetzen, Hemdglonkerball, bunten Abenden, Tanzveranstaltungen, Kindernachmittag mit Damenkaffee und Schlussrummel mit Fasnetbeerdigung. Seit Karfreitag 1976 sind wir Mitglied des Vereins Fasnachtsmuseum Langenstein e.V. und haben dort unsere Bodensprengermaske als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Am 10.1.1977 trennte sich die Narrengruppe vom TV Duchtlingen. Ein Bodensprengerrat wurde ins Leben gerufen mit Präsidenten, Sudelmeisterin, Säckelmeister und mehreren Ratsmitgliedern. Erich Schoch, der von 1969 bis dato die Narrengruppe geführt hatte, gab das Zepter in die Hand von Kuno I. (Kuno Graf). Eine Satzung haben die Mitglieder am 11.11.1978 einstimmig genehmigt. Diese wurde 1987 neu gefasst. In ihr ist die Gestaltung und Wahrung der Fasnacht sowie Pflege und Förderung des örtlichen Brauchtums verankert. 1979 feierte die Narrengruppe ihr 10jähriges Bestehen in Form eines bunten Abends. 11 Maskenträger des Gründungsjahres bekamen den silbernen Verdienstorden der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee. Es waren dies: Ewald Gabele, Adolf Wittmer, Albert Graf, Helmut Moßbrugger, Baldur Moßbrugger Franz-Xaver Schoch, Günter Schoch, Erich Schoch, Horst Graf, Franz Beschle und Kuno Graf. Am Schluss dieser Veranstaltung wurde der neu einstudierte Maskentanz aufgeführt und das ebenfalls neue Bodensprengerlied kam zu Uraufführung. Die feierliche und offizielle Aufnahme der Narrengruppe Bodensprenger in die Narrenvereinigung Hegau-Bodensee erfolgte am 30.1.1981 in der Rosenegghalle von Rielasingen während der Eröffnung eines Narrentreffens. 1987 folgt die Eintragung als Verein beim Amtsgericht Singen. Die Narrengruppe ist damit ein eingetragener Verein. 1988 wechselt das Präsidentenamt von Kuno I. auf Günter Tschacher der bis heute die Narrengruppe vorbildlich führt. Kuno Graf wird für seine langjährigen Verdienste zum Ehrenpräsidenten ernannt. Im Februar 1994 feiern die Bodensprenger ihr 25 jähres Bestehen mit einem großen Festwochenende. Das ganze Dorf war in die Festvorbereitungen einbezogen. Alle machten mit. Der Höhenpunkt der Jubiläumstage war, neben dem Dorfabend, bei dem alle Duchtlinger Vereine mitwirkten, der riesige Jubiläumsumzug, der das kleine Hegaudörfchen an den Rand der Kapazitäten und Möglichkeiten brachte. Für Duchtlingen ungewohnt große Zuschauermassen bildeten den stimmungsvollen Rahmen für einen bunten und fröhlichen Narrenumzug bei dem über 20 Gruppen mitwirkten. Für die Narrengruppe aber auch für alle Duchtlinger werden diese unvergessenen Narrentage noch lange nachklingen. Die bekannten Bunten Abende bilden immer wieder, alle 2 Jahre, den Höhepunkt eines Narrenjahres. So auch 1998 unter dem Motto: „So chas it wieter goh“. Alle Duchtlinger Vereine beteiligen sich jeweils mit einen Programmpunkt und dokumentieren damit das kameradschaftliche Miteinander innerhalb des Ortes. Narrenpolizisten sind eigentlich Männersache, nicht so bei den Bodenprengern, die eine der letzten Männerdomänen 1998 mit einer Frau besetzten. Narrenpolizistin Susanne Wentzel ist der 1. weibliche „Narrenbolizei“ in der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee. Natürlich musste damit auch eine neue Uniform her, die nach historischen Vorlagen des ehemaligen „Duchtlinger-Gemeide- Ortspolizisten u. Ausschellers“ angefertigt wurde. Nach vielen freiwillig geleisteten Arbeitsstunden und unter großem finanziellem Aufwand konnte im August 1998 die neue Zunftstube eingeweiht werden. Die ehemalige „Gfriere“ steht jetzt allen Bodensprenger als neuer Gemeinschaftstreffpunkt zur Verfügung. Natürlich waren die Duchtlinger auch beim großen Jubiläumsumzug 125 Jahre Gerstensäcke Gottmadingen und 40 Jahre Narrenvereinigung Hegau-Bodensee 1999 in Gottmadingen. Die Duchtlinger schafften es gerade noch als eine der letzten Gruppen in diesem Umzug der Superlative, ins Fernsehen zu kommen. Eine der höchsten Auszeichnungen wurde den Duchtlingern Kuno Graf und Erich Schoch, Ewald Gabe verliehen. Die Duchtlinger „Urnarren“ wurden als verdienstvolle, bodenständige Narren zu Obristen der Narrenvereinigung ernannt. Zum Jahresablauf bei den Bodensprengern gehört auch ein urchiges und zünftiges Hördöpfel-Essen. Dazu würde auch Most gehören. Der in einem Schüttelreim besungene „Süli-Birre-Bomm“, der den Most liefern sollte, fehlte aber den Duchtlinger noch. Kurzentschlossen wurde in einer groß angelegten Pflanzaktion dieses seltene Gewächs, gestiftet von der Familie Graf-Wick, ein junger „Süli-Birre-Bomm“ der Duchtlinger Erde anvertraut. Auf zunfteigenen Most müssen die Bodensprenger, und bis zur ersten Ernte, noch einige Jährchen warten. Für die Herdöpfel-Wieber in der Narrengruppe wurde zum 33. Jubiläum eine Holzmaske, gestaltet von Schnitzer E. Zupan, Volkertshausen, neu entworfen und angefertigt. Somit erhält der Bodensprenger noch eine Frauenmaske, die 2002 vorgestellt wurde. Zur ureigensten Aufgabe der Narrengruppe Bodensprenger gehört aber natürlich in erster Linie, das Brauchtum und die Dorffasnet zu fördern und zu gestalten. Die jährliche 5. Jahreszeit steht somit im Mittelpunkt aller Vereinsbemühungen. Jeder 4. Duchtlinger ist bei den Bodensprengern aktives Mitglied. Die Narrengruppe verbindet Alt und Jung geradezu idealer weise innerhalb der Dorfgemeinschaft. Bei vielen Familien machen alle, von Kindern, Mütter, Väter, bis Omas und Opas begeistert mit. Die Jubiläumstage 33 Jahre Bodensprenger Duchtlingen vom 25.- bis 27. Januar 2002 wurden für das kleine Hegaudörfchen zu einem unvergesslichen und närrisch-fröhlichem Fest für alle Gäste und Duchtlinger. Bei niederigen Temoperaturen, eisigem Wind und Regengüssen, war der Wettergott leider dieses Mal nicht mit den Duetlingern Narren. Damit blieb auch der finanzielle Erfolg aus. 2003 brachte dann wieder ein eher „normales“ Bodensprengerjahr mit der üblichen Dorffasnet und den Besuch von nachbarschaftlichen Narrentreffen. Auch nach der 5. Jahreszeit, der Fasnet sind die Bodensprenger aktiv. Sie veranstalten zum Beispiel ein Familien-Sommerfest mit urchigem Hördöpfel-Essen. Das Traditions-Menü besteht aus: Original-Duetlinger-Bodensprenger g’sottenä Hördöpfel in unbegrenzter Menge Räsä Backsteinkäs Bismarckheringen Selbstgemachtem Ziger-Käse Schwarzwurst, Bierwurst, Leberwurst Zibelä-Salat Bibbeles-Käs Selbstgebackenes Duetlinger Burebrot Kalorien-Zählen verboten. En Guetä…….. Die letzte Fasnet-Saison war geprägt durch den sehr frühen Fasnet-Termin. Trotzdem war die NG Bodensprenger sehr aktiv. Man besuchte sage und schreibe 5 auswärtige Narrentreffen: Narrentreffen der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee bei den: Gerstensäcken Gottmadingen, Nachbarort Epfelbiessern Weiterdingen, Kuhsattlern Hohenfels, Pfiffikus Hilzingen. Außerhalb der Narrenvereinigung : Siedergilde NZ Bad Dürrheim. Die Bodensprenger mit ihren originellen Hördöpfel-Masken die mit lauten Hoorig-Hoorig-Rufen durch die Strassen ziehen. Das quietschfidele Volk der Bure-Wieber und Stupfer die mit der Verteilung von g’sottene Bodensprenger-Hördöpfel immer wieder für eine freudige Überraschung bei den Umzugszuschauern sorgen, sind damit auch ausgezeichnete Botschafter unseres kleinen Hegaudörfchens. Eine wie jedes Jahr kleine aber feine Dorffasnet vereint Alt und Jung in närrischem Frohsinn. Mit dem großen Angebot an närrischen Fasnet-Veranstaltungen präsentieren sich die Bodensprenger auch im 36. Jahr ihres Bestehens als lebendige und hoch motivierte Narrengruppe die zum Duchtlinger Jahresgeschehen immer ihren aktiven Beitrag leistet. Rosmarie Schoch (Sudelmeisterin)