Dorfnachrichten
MGV - Vereinschronik
Der Männergesangverein in der Dorfgeschichte 1928 bis heute Namen, Zahlen und Fakten ergeben sich viele im Laufe eines solchen Zeitraumes, dennoch können rein statistische Angaben die Bedeutung eines Vereins in einem kleinen Hegau-Dorf nicht genügend herausstellen. Es soll deshalb in den folgenden Ausführungen nicht um eine lückenlose Gesamtdarstellung aller Vereinsaktivitäten gehen, sondern es soll schwerpunktmäßig das Beziehungsgeflecht zwischen dem Dorf Duchtlingen und dem Männergesangverein in verschiedenen Zeiten mit verschiedenen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen aufgezeigt werden. I. Bewegende erste 10 Jahre Man muss ich heute nur wundern, mit welcher Begeisterung sich zunächst nur wenige Sänger daran machten, mehrstimmigen Gesang zu ermöglichen, eine Bewegung, die bald das ganze Dorf mitriss. Der erste Schriftführer, Isidor Graf, schildert anschaulich und literarisch gefällig, wie es letztendlich zu Gründung des MGV gekommen ist. Gründung des Männergesangvereins am 14. November 1928 Vor mehreren Jahren haben jüngere, für den Sport begeisterte Männer einen Fußball-Verein gegründet, welcher in der ersten Zeit zu einer –für das Dörflein Duchtlingen-, ganz ansehnlichen Höhe gelangte. (..) Eben aus diesem Kreise heraus waren an einem regnerischen Sonntag-Nachmittag verschiedene Mitglieder beisammen. Diese hatten soviel Selbstvertrauen, dass sie sich sagten, es muss doch sicher möglich sein, ein vierstimmiges Lied zusammen zu singen. Und sie haben sich nicht getäuscht. So haben sie manche Sonntage ihre Stimmen erprobt und konnten auch manches schöne Liedlein zusammen einüben. Doch es waren eben der Sänger noch etwas zu wenig an Zahl und die wichtigste Frager „woher könnten wir einen Dirigenten bekommen“ stand noch offen. Unser derzeitiger Herr Hauptlehrer Bauer konnte sich nicht entschliessen, den Dirigentenstab für sie zu führen und so wandte sich ein in Hilzingen aktiv wirkendes Mitglied des dortigen „Liederkranzes“ an den in diesem Verein und darüber hinaus beliebten Tenor-Solisten A. Kessinger. Dieser prüfte sich die Stimmen der jungen Sängerschar und unter seiner Leitung wurden nun wöchentlich regelmäßig Proben abgehalten. Dies trug dazu bei, dass sich noch mehrere Sangesfreunde einfanden und daher wurde beschlossen endgültig einen Gesang-Verein ins Leben zu rufen und auf den 14. Nov. 1928 abends 8 Uhr eine Gründungsversammlung einzuberufen. In dieser Gründungsversammlung wurde dann die erste Vorstandschaft gewählt, die Namensgebung „Männergesangverein“ vollzogen, es wurden entsprechende Vereinsstatue aufgestellt und die Gehaltsfrage des Dirigenten geregelt -ihm wurde für das Jahr 1929 die bescheidene Summe von 150 Reichsmark angeboten-. Als Stamm und Gründer werden am Ende des ersten Eintrages in das sorgfältig geführte Protokollbuch die Namen der ersten Sänger mit ihrem Dirigenten genannt. August Kessinger Dirigent Gustav Graf 1. Vorstand Alfred Schoch Bernhard Schneble Kassierer Ottmar Graf Notenwart/Bass Ludwig (Louis) Schoch Ausschuss Mitgl. Josef Graf Ausschuss Mitgl. Josef Schneble 2. Vorstand Josef Schoch Ausschuss Mitgl. Stephan Beschle Josef Scherer Lukas Hägele Ausschuss Mitgl. Waldemar Beschle Notenwart/Tenor Oswald Graf Richard Beschle stellvertr. Dirigent Raimund Schoch Josef Schoch II Isidor Graf Schriftführer Oskar Graf jun. Fritz Beschle Passives Mitglied, Stifter von Kassen- und Protokollbuch Diesem offiziellen Akt folgte elf Tage später die Gründungsfeier im Gasthaus „Zur Linde“, zu der die gesamte Einwohnerschaft und die drei Nachbargesangvereine, Hilzingen, Gottmadingen und Weiterdingen eingeladen waren. Auch bei diesem wichtigen Datum spürt man die immense Aufbruchsstimmung und die dankbare Anerkennung seitens der Gemeinde, die in der Ansprache des damaligen Bürgermeisters Auer zum Ausdruck kommt. „Er hielt den Anwesenden so recht vor Augen, welche idealen Ziele ein Gesangverein verfolgt. Die Feier nannte er die Taufe des jungen Vereines und sprach den Wunsch aus, dass das neugeborene Kund die Duchtlinger Einwohnerschaft sehr oft durch Gesangsvorträge erfreuen möge und ein recht langes Alter erreichen möge“. Am selben Tag gewann man noch 4 weitere aktive und 27 passive Mitglieder für den jungen Verein hinzu. Infolgedessen ging man unerschrocken an die Arbeit, nutzte die damaligen Möglichkeiten solide und stellte den Verein musikalisch und organisatorisch auf eine gute Basis. Es ist der Verdienst des damals erst 25-jährigen Dirigenten August Kessinger, von Beruf Schmiedemeister, dass der Chor bald ein heiteres aber auch anspruchsvolles Repertoire sich erarbeiten konnte. Mit dieser musikalischen Grundsicherheit im Rücken konnte sich der MGV bei verschiedenen Anlässen präsentieren. Man sang zu familiären Anlässen, Hochzeiten, Geburtstagen, Beerdigungen, man plante Konzerte und Unterhaltungsabende im Gasthaus zu Linde, aber man pflegte auch regen Austausch mit anderen Vereinen, indem man an Sängerfesten, Wertungssingen in Nachbarorten teilnahm- mit beachtlichen Erfolgen. Es ringt einem aber geradezu ein Erstaunen ab, wenn man bedenkt, dass das kleine Dorf Duchtlingen mit etwa 300 Einwohnern im Juli des Jahres 1929 selbst ein Sängertreffen veranstaltete, an dem 14 Gesangvereine mit etwa 400 aktiven Sängern teilnahmen. Die Gesamtzahl der Besucher schätze man auf 2000 – 2500 Personen. Man kann es kurz machen, der Erfolg war überwältigend, das ganze Dorf half mit, denn der größte Teil des Programms spielte sich als Freiluftveranstaltung ab. Mit diesem emotional und finanziell so wichtigen Erfolg im Rücken ging man im Herbst 1929 daran, weiter für die Zukunft zu planen. Probte man bisher im Gasthaus zur Linde, machte man jetzt eine Eingabe an die Gemeinde, ob man nicht im Schulhaus im kleinen Schulsaal proben könne. Der Gesangverein fand hier sein geistiges Zuhause, Vereinslokal blieb die „Linde“, als weiteres Versammlungslokal diente der „Kranz“. Nun musste noch ein Begleitinstrument für den Chor angeschafft werden; zu diesem Zweck wurden Dirigent Kessinger und Hauptlehrer Eichhorn als Fachleute nach Villingen beordert, um ein taugliches Harmonium herauszusuchen, welches im gleichen Jahr noch gekauft wurde. Gespendet wurde von Schreinermeister Josef Homburger ein Notenständer, der bei der Weihnachtsfeier im Jan. 1931 „seine Feuertaufe erhielt“. Für die Archivierung der Noten wurde die Anschaffung einer „Notenkiste“ oder eines „Notenschrankes“ in Erwägung gezogen, man entschied sich aus finanziellen Gründen, sich nach einem „alten Schrank“ umzusehen. Bevor zum Abschluss einige Zitate angefügt werden, die alle darauf hinauslaufen, zu betonen, dass der MGV erstens gut singen kann, dass er keine Vergleiche zu scheuen braucht, dass er aber auch gut feiern kann – Gesang und ausgelassene Stimmung ergänzen sich-, muss noch auf die politische Einflussnahme auf den Verein eingegangen werden. Zunächst trat man 1930 dem Deutschen Sängerbund bei, was mit 23 Mark Beitragsgebühren verbunden war. 1933 mussten die Dachorganisation und alle ihre angehörenden Vereine die sogenannte „Gleichschaltung“ vornehmen, wodurch die Partei Einfluss in die Besetzung der Vorstandschaft bekam. Dennoch endet das „Gleichschaltungsprotokoll“ des MGV mit folgenden lapidaren Worten: „Zum Schluss wurde noch betont, dass der Verein in alter Kameradschaft und Einigkeit weitergeführt werde wie früher“. Dieses Bewusstsein endete erst mit der beginnenden Katastrophe beim Ausbruch des 2. Weltkrieges, erlitt aber vorher schon einen großen Dämpfer durch die sich flächenhaft ausbreitende Maul- und Klauenseuchen im Jahre 1938. Sie bedrohte damals nicht nur die bäuerlichen Existenzen, sie machte auch ein Dorf- und Vereinsleben unmöglich. Das bereits geplante 10-jährige Stiftungsfest zum Vereinsjubiläum musste genauso wie das Herbstkonzert abgesagt werden. Anstatt über 40 oder 50 Gesangsproben haben nur 28 stattgefunden. Dazu hörte man folgenden Wortlaut des 1. Vorstandes im seinem Jahresrückblick: „Ein solches Jahr wird in der Geschichte des Vereins wie auch sonst nicht vergessen werden Solche Schicksalsschläge dürfen nicht nur hingenommen, sondern müssen auch bemeistert werden. Immer geht der Blick nach Vorwärts, um die Zukunft zu gestalten. So wollen auch wir Sängerkameraden und Sangesfreunde in Treue fest fürs deutsche Lied und frohen Mutes unsere Bahnen ziehen“. Doch nun zu den angekündigten Zitaten, die den quasi Senkrechtstart und ungebremsten Höhenflug des Vereins in seinen Anfangsjahren belegen: Hauptlehrer Bauer ergriff sodann das Wort, er freute sich, dass der Verein seinem unermüdlichen Dirigenten Herrn August Kessinger sein Gehalt mit 50 M einstimmig verbesserte. Ich selbst fuhr er fort weiß genau was es für Müh und Arbeit kostet, einen noch so jungen Verein auf solch eine Höhe zu bringen wie er heute steht. Generalversammlung, 22 Februar 1930. So gestaltete sich die Feier finanziell wie auch musikalisch zu einem weiteren guten Erfolg für den Verein. Sie legte aber auch beredtes Zeugnis ab von der Fähigkeit und Tüchtigkeit des Dirigenten, Herrn A. Kessinger, Hilzingen, so wie einer für die Schönheiten edler Tonkunst empfänglichen Sängerschar. Deutsche Bodensee Zeitung, 19. Januar 1931. Unter strömendem Regen betrat der Verein die Festbühne, und sang das Lied „Lerchenlieder“ von Thissen welches ganz gut zu dem Wetter passte. Wo die Stelle gesungen wurde wo es heisst: Aber die(s) traurig schaurige Wetter lässt uns das Herz und die Seele so kalt, da wurde es erst richtig lebendig auf dem Festplatz. Zezille hät bi dem Lied ja au fest batschet aber zahlt hät sie nünnt. Nachher ging´s in die Krone wo es bei einem Fass Bier bald fröhliche Stimmung gab. Noch bei Tage wurde der Heimweg angetreten, und abends trafen sich die Sänger noch beim Karle in der Linde, wo Zezille eine Freitrunk spendete. Bericht 65. Stiftungsfest Weiterdingen, 19. Juli 1931 Auf dieser (Tagesordnung) stand Teilnahme am Gausängerfest in Rielasingen D a dieses Fest mit wenigen Unkosten verbunden ist wurde die Teilnahme beschlossen. Richard Beschle beantragt es wäre von grosser Wichtigkeit, dass sich die Sänger etwas üben sollen im Notenlesen, was vom Verein auch begrüsst wurde. Schoch Joseph (Linde) war der Ansicht, dass man am Sängerfest nur mit den besten Sängern singen solle, doch man konnte sich nicht dazu entschliessen. Versammlungsprotokoll vom 27. Januar 1933 Am 2. Juli beteiligte sich der M.G.V. am 12. Bodensee – Hegau Sängerfest in Rielasingen. Bei sehr starker Konkurrenz, konnte sich der Verein beim Wettsingen, mit dem zeitgemäßen Lied „Mahnung“ von Heinrichs einen I. Preis mit 65 ½ Punkten erringen. Leider musssten die meisten Sänger viel zu früh das Fest verlassen, um das schon lang ersehnte Heu einzuheimsen. Wie man später noch erfuhr sollen die noch zurück gebliebenen Sänger auch noch für die heimgekehrten gefestet haben. Protokoll vom 10. Juli 1933. Der Erfolg, den der M.G.V. mit seiner am Sonntag den 1. Juli durchgeführten Sänger-Reise machte, wird zweifellos sehr nachhaltig sein. Eine schöne Anzahl aktive und passive Mitgl. sowie sonstige Sangesfreunde traten um dreiviertel 5 Uhr morgens bei herrlichem Wetter die schöne Reise an. Sie führte uns von Singen aus mit der Bahn zuerst nach Friedrichshafen. In Friedrichshafen teilte sich der Verein in verschiedene Gruppen, Kirchenbesucher, Hotelbesucher und Strandbesucher. Zur bestimmten Zeit fanden sich dann alle zum Mittagessen, das so ziemlich gemeinsam eingenommen wurde. Nach dem Mittagsessen ging es zur Zeppelinwerft.(..) In Gedanken verloren über das nun Gesehene verlassen wir die Werft um die Stadt, und Hafen-Anlagen näher zu besichtigen. Unser Vorstand Gustav Graf, der in seinen jungen Jahren in Friedrichshafen als „Wegge Bue“ tätig war übernahm die Führung. Nach Besichtigung des neuen grossen Bahnhofes ging es mit dem Schiff nach Meersburg, wo noch ein kurzer Abstecher gemacht wurde. Aus der Wirtschaft zum Wilden-Mann ertönte Tanzmusik, und so bedurfte es gar keiner längeren Beratung wo wir hin gehen. Bei einem guten Tropfen und Tanz wurde die Stimmung bald gesteigert und schon hörte man Stimmen „die tanzt fabelhaft“ Du des ischt kon Essig“ usw. Nur zu bald verstrich die Zeit, und es ging mit dem Schiff nach Konstanz. Noch vor der Abfahrt in Meersburg scharte sich am Hafenplatz ein Quartett zusammen und sang das Lied „Röslein im Dornenfelde“. Das an und für sich schon hoch gestimmte Lied wurde von dem Quartett noch höher, aber in allen Tonlagen gut durchgesungen. Eine Dame aus den Zuhörer fragte mich wo die Herren her wären, ich sagte ihr von Konstanz, sie meinte das höre man sofort, daß sie aus der Stadt sind.(..) Nun ging es Konstanz zu wo wir noch im Hotel Viktoria eine alte Duchtlingerin Frau Bikel(..) besuchten. Hier steigerte sich die Gemütlichkeit aufs höchste als unser Kassier Schneble eine Bemerkung machte, daß er noch viel Geld in der Tasche habe und so wurde noch etwas Bier umgesetzt.(..) Frohgemut und reichlich beladen mit herrlich Geschautem trafen wir in Duchtlingen ein. Protokoll vom 1. Juli 1934 II Der Neubeginn nach dem Krieg Insgesamt wurde durch den 2. Weltkrieg die Chorarbeit fast für 12 Jahre unterbrochen; man muss sich wundern, dass der MGV sich überhaupt am Leben erhalten konnte, denn 10 aktive und passive Mitglieder sind im Krieg gefallen. Nur 11 aktive Sänger blieben übrig, und die hatten zunächst andere Aufbauarbeit zu leisten als einen angeschlagenen Verein wieder hochzupäppeln. „Es vergingen nun einige Jahre bis in unserer Dorfgemeinschaft der Gedanke wach wurde den M.G.V. wiederaufzufrischen zumal ja Jahre vergingen bis der größte Teil aus der Gefangenschaft zurückkehrte“, so der nach wie vor sich im Amt befindende Vorstand Gustav Graf. Man spürte aber, dass sich das gesellschaftliche Leben wieder erholte und man spürte ebenfalls, dass sich die damals junge Generation vom Gesang und den vereinsmäßigen Gepflogenheiten begeistern ließ, weshalb man zunächst eine Versammlung in die Wirtschaft „Zum Kranz“ einberief, danach aber eine Art „konstituierende Sitzung“ als Generalversammlung im Vereinslokal „Zur Linde“ am 14. April 1951 hielt. Mit 21 Sängern startete man in die Neugründung des Chores. Ähnlich wie bei der ersten Gründung spürt man eine unheimliche Dynamik und Aufbruchsstimmung, getragen von der Notwendigkeit, dass das Dorf Duchtlingen schönen Gesang und geordnete gesellschaftliche Organisation braucht. Am Ende des Jahres verzeichnet man wieder 30 aktive und 20 passive Mitglieder. Die weiterten Voraussetzungen für einen erfolgreiche Beginn waren geregelt: Als Dirigent konnte Hauptlehrer Baur gewonnen werden, das Notenmaterial und das Harmonium hatten den Krieg unversehrt überstanden, nur das Vereinsvermögen, das in Folge der Abwertung nur noch 9 DM betrug, musste wieder aufgebessert werden, weshalb ein Mitgliedsbeitrag für aktive und passive Mitglieder erhoben wurde: für ältere Sänger 6 DM, für neu eingetretene junge Sänger 4 DM, für passive Mitgl. 2,40 DM jährlich. Im Januar 1954 feierte der MGV sein 25-jähriges Bestehen, allerdings mit seinem früheren Dirigenten A. Kessinger, denn Hauptlehrer Baur hatte sein Amt niedergelegt. Während dieser eine beispiellose Schulkarriere durchlief, Herr Baur bekleidete schließlich das Amt eines Regierungsschuldirektors, dauerte die Ära Kessinger bis Oktober 1959. Ohne sentimental zu werden, seine musikalische Arbeit und sein menschlicher Einsatz können auch für diese zweite Phase des MGV nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ein weiterer bedeutsamer Wechsel ergab sich schon 1955; denn der bisher einzige erste Vorstand und wichtigste Initiator für die Gründung des Vereins, Gustav Graf, gab infolge der Übernahme eines Siedlungshofes seine bisherige Tätigkeit auf und wurde zum Ehrenvorstand ernannt. Ihm folgte für 3 Jahre als 1. Vorstand Fritsch Beschle. In den 60er Jahren bricht auch in Duchtlingen eine neue Zeit an. Man baut ein neues Schulhaus, feierte das 1200-jährige Bestehen unseres Dorfes, spürt Anzeichen des wirtschaftlichen Aufschwungs; allerdings werden auch manche bäuerlichen Betriebe unrentabel, Fabrik und Schichtarbeit halten Einzug sodass vermehr zur Arbeit ausgependelt. wird. Die Termine für den MGV nehmen aber nicht ab. Wichtige Garanten für die erfolgreiche Arbeit des Chores, die in den ausführlichen Protokollbüchern nachzulesen ist, sind die Dirigenten und Vorstände. Hauptlehrer Paul Stoffel, der die musikalische Verantwortung 1959 übernommen hat, wusste die dynamische Kraft von 30 Männerstimmen zu formen und sie entsprechend in der repräsentativen Turnhalle der neu erbauten Volkschule erklingen zu lassen. Ein herber Schlag war es für den 1. Vorstand Hans Schneble, sich 1965 nach einem neuen Dirigenten umsehen zu müssen, denn Oberlehrer Paul Stoffel musste für seinen beruflichen Aufstieg seine Stelle in Duchtlingen aufgeben. Der musikalisch soliden Arbeit seines Vorgängers war der pensionierte Lehrer Paul Schwalm nicht gewachsen, aber er konnte den Chor bis 1968 leiten und als wichtigstes Ereignis das erfolgreiche Abhalten der Feierlichkeiten zum 40 jährigen Bestehens des MGV verbuchen. In Duchtlingen stand zum ersten Mal ein Festzelt, es wurde ein Festbankett abgehalten, ca. 20 befreundete Vereine wirkten mit. III Von den 70er Jahren bis zum Jahrhundertwechsel War es in vielen Gemeinden üblich, dass generell die ansässigen Lehrer die Chorarbeit betrieben, so blieb das in Duchtlingen die Ausnahme; nur Werner Baur und Paul Stoffel übten als „Dorfschulmeister“ diese traditionelle Nebentätigkeit aus. Ein Glückfall für den Verein war und ist es, dass die drei nachfolgenden Dirigenten Duchtlinger waren, die entsprechend Einblick in die dörfliche Struktur hatten und das eigene Lokalkolorit und Dorfgepräge zu schätzen wussten. Die Zeiten waren, wie gesagt, im Umbruch: Duchtlingen verlor seine Selbständigkeit, das Dorf wurde 1970 nach Hilzingen eingemeindet, der letzte hauptamtliche Pfarrer Arthur Keller wurde in den Ruhestand versetzt, von den 8 Klassen Volksschule blieben zunächst 4 Klassen Grundschule erhalten, später nur noch 2, das Vereinslokal Linde machte für 4 Jahre dicht, die bäuerlichen Betriebe wurden weniger, aber größer die Jugend fuhr nicht mehr mit dem Fahrrad oder sondern bald nach der Ausbildung mit dem eigenen Auto, die Angebote der Freizeitindustrie wurden vielfältig und erschwinglich…, warum sollte man da in einem kleinen Dorf einen Abend pro Woche und manche Wochenenden für einen Gesangverein opfern, wo doch die große Welt so offen stand. Die richtige Antwort fand der nächste Dirigent, eine Sänger aus den eigenen Reihen, Josef Graf. Seine musikalische Leidenschaft, Zähigkeit und Führungskraft verhalfen dem Chor zum größten Mitgliederstand der Vereinsgeschichte; vor allem der Jugend wurde im Dorf vermittelt, was sie draußen nicht finden konnte, Gemeinschaft und Sinn für das eigentlich Schöne. So wuchs der Chor bis auf 39 Aktive, das Durchschnittsalter war das niedrigste in weiter Umgebung, man hätte von einem „Jugendchor“ sprechen können. Mit seinem organisatorisch hochbegabten 1. Vorstand Günter Schoch, organisierte er das 50-jährige Vereinsjubiläum, das vom 4. bis 8. Mai 1978 überschwänglich gefeiert wurde und von niemandem vergessen werden kann, der dabei war. Die groß angelegte Festschrift von damals zeigt die Begeisterung und ist ein wichtiges Nachlagewerk für die Dorf- und Vereinschronik in Kurfassung. Daneben muss erwähnt werden, Josef Graf hatte die Leitung beinahe 20 Jahre inne, solange wie kein anderer Dirigent in der Vereinsgeschichte. Zwischen 1969 und 1987 vermerkt das Protokollbuch insgesamt 203 öffentliche Auftritte von Josef Graf. Dass er bei der folgenden Generalversammlung am 16. Januar 1988 zum Ehrendirigent ernannt wurde, war zwar eine pure Selbstverständlichkeit, aber dennoch eine hohe Auszeichnung, die bisher nur August Kessinger zuteil wurde. Zur Freude aller, ruht sich Josef Graf nicht auf seinen Lorbeeren aus, sondern singt im 2. Tenor seinen Part, steht beratend hilfreich zu Seite, führt als Vereinsfotograf das Bildarchiv, hilft auch bei einem Ständchen mit dem Taktstock mal aus. Gleiches gilt von organisatorischer Seite aus gesehen für den damaligen 1. Vorstand Günter Schoch, der über Jahrzehnte hinweg die verschiedensten Aufgaben der Vorstandschaft übernahm. alle wichtigen Entscheidungen des MGV mittrug, der immer mutig die Zukunft im Blick hatte, er bekleidet bis heute das Amt des Schriftführers. 1987 wird zum ersten Mal in unserem Sängerbezirk eine Frau Dirigentin eines Männergesangvereins, Andrea Heizmann. Als junge Dame übernimmt sie als ersten von ihr geleiteten Chor einen Verein mit 39 aktiven Sängern; sie wusste mit ihm umzugehen, der Verein spürte umgekehrt ihre hervorragende Kompetenz, denn neben der Schule und ihrem Studium betrieb sie nebenberuflich ihre musikalische Ausbildung. Als Multitalent war sie an vielen Orten gefragt – als Organistin als Chorleiterin und als begnadete Altistin-, sodass ihr positives Erscheinungsbild allen gut in Erinnerung bleibt. Sie erhielt aber auch Unterstützung, wenn es darum ging, neue Strukturen, neue Probetechniken und neues Liedgut einzuführen; so wurde unter dem damaligen 1. Vorstand Egon Scherer, das erste vereinseigene Klavier gekauft, damit der Chor nicht nur a capella, sondern auch vom Klavier begleitet auftreten konnte. Dass Andrea Heizmann den Schwerpunkt ihrer Arbeit immer mehr nach Konstanz verlegte und auch einen Wohnungswechsel dorthin vornahm, veranlasste sie 1996 zur Aufgabe ihrer von allen so geschätzten Duchtlinger Tätigkeit. Der MGV Duchtlingen unter Dirigent Guido Oelke bis heute Nach ein paar Monaten Dirigentenvakanz konnte der 1. Vorstand Ronald Stastny einen neuen, aber nicht unbekannten Dirigenten präsentieren, Guido Oelke. Bei ihm war es der umgekehrte Weg wie bei seiner Vorgängerin. Er war zwar in Duchtlingen aufgewachsen, absolvierte aber Schule und Studium an anderen Orten, wohnte seit 1989 wieder in Duchtlingen, betätigte sich aber beruflich wie auch musikalisch in Konstanz. Im Herbst 1996 übernahm er den Duchtlinger Männergesangverein, im Herbst 2001 auch den Hilzinger Kirchenchor. Guido Oelke erwies sich für den MGV Duchtlingen als ausgesprochener Glücksfall. Als Duchtlinger ist er mit dem Ort verwurzelt, er kennt alle seine Sänger und Familien. Als begabter Organist und Kirchenmusiker ist er in der Region bekannt. Er vermittelt mit viel musikbegabtem Esprit, großem Einfühlungsvermögen, persönlichem Einsatz und Energie unser umfangreiches Repertoire, oft von anderen Vereinen oder Außenstehenden hochgelobt. Er kann: Singen, Orgeln, Klavierspielen, Begleiten und mitreißend dirigieren…gibt es eigentlich noch mehr was die Musik betrifft? In der heutigen Zeit leiden ja die Männerchöre allgemein an Nachwuchsproblemen. Davon blieben auch die beiden Nachbarvereine MGV Liederkranz Weiterdingen und unser Verein nicht verschont. Weitsichtige Vereinsführungen, unter den beiden Vorsitzenden Rainer Worbs und Bruno Sauter nahmen in den Jahren 2006-2007 bereits Kontakt untereinander auf, um den Fortbestand beider Vereine zu sichern. Die vorbereitenden Gespräche führten 13.09.2006 zur Gründung der Chorgemeinschaft Duchtlingen Weiterdingen. Der damalige Dirigent des Liederkranz Weiterdingen, Alfred Börger hatte die Absicht den Dirigentenstab Krankheit- und Altersbedingt niederzulegen. Für den Duchtlinger Dirigenten Guido Oelke war es natürlich eine Herausforderung die beiden Chöre zusammenzuführen. Gleichzeitig war es aber auch eine Chance jetzt mit über 40 Sängern, sich musikalisch weiter zu entwickeln. Mit der ihm eigenen Zähigkeit und Leidenschaft gelang es ihm in kurzer Zeit die beiden Vereine gesanglich zu harmonisieren. Seine heute überaus erfolgreiche 18jährige Dirigentenerfahrung half ihm bei diesem außergewöhnlichen Vorhaben sicherlich. Unzählige Auftritte in dieser Zeit wie eigene Konzerte, Gesang bei Gastvereinen in der weiteren Region, beliebte Kirchenkonzerte usw. sind Spuren seines kreativen musikalischen Wirkens. Die Chorgemeinschaft Duchtlingen-Weiterdingen unter Guido Oelke ist überall ein gefragter und gerngesehener Gast. Unser Dirigent bringt sich nicht nur musisch ein, seine Verbundenheit zum Dorf Duchtlingen zeigt sich auch, z. B. in dieser diese Vereinschronik die zum großen Teil aus seiner Feder stammt. Auch organisatorisch und menschlich wachsen die beiden Vereine unter der Leitung der Vorsitzenden Rainer Worbs und Stefan Graf immer mehr zusammen. Dies mündet ganz aktuell in diesem Jahr in die 1. gemeinsame Jahreshauptversammlung der beiden Vereine. Die inzwischen bewährten nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Weiterdingen und Duchtlingen mögen die Chorgemeinschaft in eine gute Zukunft führen. Der Weg zum eigenen Probenlokal Voraussetzung für guten Gesang sind entsprechende Proben in geeigneten Räumen; man benötigt für bis zu 40 Sänger einen größeren Raum oder Saal. Zusätzlich sind Schränke für Noten und weitere Utensilien notwendig, außerdem leistete sich der Chor immer ein Instrument, damit die Stimmen besser eingeübt werden können. Die ersten Singstunden fanden im Wohnzimmer des 1. Vorstandes Gustav Graf statt- schräg gegenüber vom Rathaus. Nach erfolgter Vereinsgründung probte man zunächst im Vereinslokal Linde. Aber schon im Herbst 1929 ging man auf die Gemeindeverwaltung zu mit der Bitte, im Schulhaus den kleinen Schulsaal mitbenutzen zu dürfen. Die Gemeinde genehmigte es, und da der MGV seit seinem Bestehen die Wertschätzung aller Bürgermeister genoss, wird seit dieser Zeit dem MGV von der Gemeinde kostenlos die Nutzung eines Proberaums überlassen. Dieser kleine Schulsaal erfüllte seinen Zweck bis 1971; danach fand man eine neue Heimat im Untergeschoss der neuen Schule und zwar im ehemaligen Werk- oder Bastelraum, der durch die Schulreform überflüssig geworden war. Die letzte Singstunde in der Schule fand am 1. April 2003 statt, denn eine ganz neue Ära sollte am darauf folgenden Sonntag beginnen, die Einweihung des neuen Probelokals im „Alten Rathaus“. Ein Jahr zuvor konfrontierte Bürgermeister-Stellvertreter Martin Schneble als Vertreter der Gemeinde Hilzingen den Vorstand des MGV mit folgendem Angebot: Das Obergeschoss des alten Rathauses würde frei und nicht mehr vermietet wenn sich der Gesangverein darum bemühe; zum ersten Mal hätte der MGV einen Raum exklusiv für sich, wenn er bereit wäre, selber zu renovieren, die Gemeinde würde als Gegenleistung für Material, Planung und Fachleute sorgen. Im Nachhinein hört sich das verlockend an, aber der marode Zustand, die heruntergekommene Bausubstanz und die vielen billigen provisorischen früheren Behelfe, all das musste abschrecken. Jedoch der Gedanke nach einer eigenen Heimat, nach einem für die besonderen Belange musikalischer Arbeit geeigneten Raum machte unruhig, sodass das Projekt gleichsam mit Pauken und Trompeten begann, Dieser furiose Beginn ist der Beherztheit von Bürgermeister Moser und dem aktiven Bass-Sänger Günter Abrell, von Beruf Architekt, zuzuschreiben, der den Bürgermeister überzeugen konnte, dass man unbedingt am Anfang der Sommerferien 2002 beginnen müsse; denn dann hätte der Kindergarten Ferien, eine unabdingbare Voraussetzung für die statischen Umbaumaßnahmen, die als erstes, mit großer Lärm- und Staubbelastung verbunden, vorgenommen werden müssen. Bürgermeister Moser reagierte mit einer Eilentscheidung, die die Finanzierung dafür ermöglichte und den Beginn einer groß angelegten Renovierung bedeutete. Viele Sängerkameraden haben in ihrem Leben noch nie so viel Staub geschluckt, haben Arbeiten ausgeführt, die sie sich sonst nicht zugetraut hätten. Man spürte, dass jedem einzelnen die Chorgemeinschaft unendlich viel bedeuten muss, denn alle investierten einen hohen Zeit- und Energieaufwand für diese lohnenswerte Ziel. Jeweils nach der Chorprobe am Dienstag wurden vom inzwischen zum „Vereinsarchitekten“ ernannten Günter Abrell die Arbeiten in einem Wochenplan verteilt, sodass sich dann Gruppen bilden konnten, die menschlich und handwerklich gut miteinander harmonierten. Dieser idealistische Einsatz beeindruckte auch die Handwerker, die als Fachleute dazu gezogen werden mussten. Sie wurden vom guten Geiste mit getrieben und leisteten viel mehr, als sie bezahlt bekamen, und verdienen deshalb großen Dank und Anerkennung für diese gelungene Kooperation. Man kann es kaum glauben, dass insgesamt 2500 unbezahlte freiwillige Arbeitsstunden geleistet wurden, so dass der Kostenrahmen nicht überschritten wurde. Das Ergebnis ringt allen neutralen Besuchern großes Erstaunen ab. Und so war es folgerichtig, diese gelungene Aktion auch in einem feierlichen Akt der Öffentlichkeit vorzustellen. Alle Interessierten konnten sich am Tag der offenen Tür am 6. April 2003 Jahres davon überzeugen, dass die Kooperation zwischen Gemeinde und Männergesangverein hervorragend funktioniert haben muss, damit so ein schönes Resultat erzielt werden konnte. Dieses Probelokal mit seinem heiteren Ambiente ist das schönste Jubiläumsgeschenk der Gemeinde Hilzingen an die Sänger und das schönste Geschenk, das sie sich auch selber gemacht haben. Dirigenten und Vereinsvorstände seit 1928 Dirigenten August Kessinger 1928-1939 Werner Baur 1951-1953 August Kessinger 1953-1959 Paul Stoffel 1959-1965 Paul Schwalm 1965-1968 Josef Graf 1968-1987 Andrea Heizmann 1987-1996 Guido Oelke 1996-heute 1. Vorstände Gustav Graf 1928-1955 Fritz Beschle 1955-1958 Hans Schneble 1958-1974 Günter Schoch 1974-1986 Egon Scherer 1986-1991 Ronald Stastny 1991-2002 Bruno Sauter 2002-2008 Stefan Graf 2008-heute